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Historischer Orden

Mit Auflösung des Ordens der Tempelherren im Jahre 1312 war das rote Tatzenkreuz auf den weißen Mänteln ausgelöscht. Es sollte aber in geänderter Form mit kleinerem weißen Innenkreuz ( sog. Unschuldskreuz, s.Abb.1.) im Christusorden neu erstehen. Dieses Kreuz kann in Portugal an alten Gebäuden besichtigt werden. Die neue ritterliche Gemeinschaft ist fest mit der Geschichte Portugals verbunden und erlangte schon früh großes Ansehen.

So schreibt Hieronymus Megiser in seinem Buch "Von dem Dreyfachen Ritterstand und allen Ritter Orden der Christenheit" bereits im Jahr 1593: Pic1

Zwei Jahre nach Gründung des Christusorden ( Konvento de Jesu Christo) aus dem ehemaligen Templerorden durch König Dionysius von Portugal erkannte Papst JohannesXXII mit der Bulle Ad ea ex quibus am 14. März 1319 den Orden der Christusritter offiziel an.

Die Zielsetzung des neugegründeten Christusorden war nahezu die gleiche wie die der ehemaligen Templer. Er wollte hauptsächlich die Feinde des christlichen Glauben bekämpfen, wobei er sich nicht wie besonders die Ritter vom Tempel auf den Kampf im Heiligen Land konzentrierte, sondern auf die Rückeroberung Portugals von den Mauren. Der erste Ordensmeister der Christusritter war Dom Gil Martins. Es wurde festgelegt, dass die Professritter ihre zukünftigen Meister wählen und der Abt von Alcobaa für die Supervision des Orden zuständig war. Satzungsgemäß verfügte der Orden über 69 Ritter, 9 Kleriker und 6 sog. Serganten. Der König Dionysius übereignete die Besitzungen der ehemaligen Tempelritter an den Christusorden so z.B. die Ortschaft Castro Marim. Außerdem ließ der König den Ordensmeister und die Ordensoberen den Treueid leisten. König Denis( Dionysius) war bei seinen Zeitgenossen hoch angesehen. "Der König kann alles, was er will", hieß es damals.

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Während der Zeit der Entdeckungen zeigte Portugal sich der Welt. Prinz Heinrich genannt der Seefahrer ( Dom Henrique), der Sohn von Dom Joo I. (1385-1433) war mit bereits 26 Jahren zum Ordensmeister gewählt worden. Er bekämpfte in Ceuta die Mauren und sorgte dafür, dass sich Portugal über das Meer hinaus ausdehnte. Weiterhin nahm er selbst an der Kolonisierung von Madeira und den Azoren teil. Heinrich gründete die Seefahrtschule von Sagres. Hier erlernte man die Kunst der Seefahrt mit dem Ziel neue Länder zu entdecken, einen Seeweg nach Indien zu finden und den christlichen Glauben zu verbreiten. Als die Reichtümer aus diesen Seefahrten stark anwuchsen, beschloss Prinz Heinrich im Jahre 1449, die Ordensregeln des Christusorden neu zu formulieren, um den Orden zu Wachstum und Wohlstand zu führen.

"Man glaubt, dass der Christusorden von den Templern das Ordenskleid der Professritter übernommen hat, auf dem er nur das 1146 eingeführte Kreuz ersetzte, das zum besonderen Ordenszeichen werden sollte. In der 1449 auf Veranlassung des Prinzen Heinrich geänderten Ordensregel der Christusritter wurde festgelegt, dass das Skapulier Tag und Nacht zu tragen ist, tagsüber unter dem Koller, nachts am Körper. Man dürfe sich auf keinen Fall von ihm trennen. Die weißen Umhänge, die am Kapitel, an Festtagen,beim Empfang der Kommunion und am Tage des eigenen Begräbnisses zu tragen sind, müssen knöchellang und an der rechten Seite offen sein. Auch die Klerikerbrüder tragen lange Gewänder. Wegen der Reit- und Waffenübungen haben die Gewänder der Ritter keine einheitliche Länge. Sie müssen jedoch mindestens bis zum Knie reichen. Die Mäntel und Umhänge müssen so getragen werden, dass das Kreuz immer gerade auf der Brust zu sehen ist. Das kanonische Kreuz war für Vikare und Brüder aus Wolle und für Komture und Ritter aus Seide einschließlich der Umrisse in roter Farbe gefertigt. Ausdrücklich verboten waren grüne, rote und gelbe Stoffe. An Festtagen, Weihnachten, am Tag der Beschneidung Jesu, am Fest der Hl. Drei Könige, Mariä Lichtmess, in der Karwoche ( von Palmsonntag bis Ostern)an Christi Himmelfahrt, an Pfingsten, Heilige Dreieinigkeit, Fronleichnam, Auffindung des Hl. Kreuzes, Heimsuchung Marias, Unserer lieben Frau auf dem Berge Karmel, Mariä Himmelfahrt, Mariä Geburt, Erhöhung des Heiligen Kreuzes, Allerheiligen, Darstellung Marias, Mariä Empfängnis und an Mariä Verkündigung war es für Komture und Ritter vorgeschrieben, den weißen Umhang/Mantel zu tragen. Wenn diese Anordnung nicht befolgt wurde,musste als Strafe Kerzenwachs für das Kloster gestiftet werden."

Die Anzahl der Mitglieder des Christusorden nahm Mitte des 15. Jahrhundert signifikant zu, als die portugiesischen Seefahrer auf dem Atlantik nach Süden vordrangen. Heinrich der Seefahrer/Dom Henriques baute während seiner Amtszeit als Meister des Christusorden die Stadt Tomar den späteren Mittelpunkt des Ordens aus. So ließ er den "Claustro da Lavagam", den Kreuzgang des Friedhofes errichten und das Christuskloster umbauen und vergrößern. Dieses Kloster wurde später ganz in die Burg von Tomar integriert.

Die Erkenntnisse der Templer aus dem Orient nutzte Heinrich für seine Entdeckungen der Seewege, wobei die von ihm gegründete Seefahrerschule von Sagres den zentralen Ort für die Entwicklung des Neuen darstellte. Nach dem Tod Prinz Heinrichs wuchs der Christusorden weiter, wurde mächtiger und gewann mehr an Einfluss. Der Mittelpunkt des Ordens war nunmehr die Stadt Tomar, die weiterhin von ihm gefördert wurde.

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Große Veränderungen standen dem ursprünglich rein militärischen und christlichen Orden im Jahre 1496 bevor. Es wurde in diesem Jahr für den Christusorden das Zölibat abgeschafft und ab dem Jahr 1505 galt auch das Armutsgelübde für die Ordensmitglieder nicht mehr. Diese Änderungen der Ordensvorschriften, die vom Papst bestätigt wurden, führten dazu, dass sich die Zahl der Christusritter sehr erhöhte. So zählte im Jahr 1495 der Orden 80 Kapitel und im Jahr 1521 bereits 454. Als im Jahr 1515 der Christusorden der Krone unterstellt wurde, wurde er zum Teil dem Einfluss des Hl. Stuhles entzogen, obwohl der Papst gemäß den Bestimmungen von 1319 das Recht hatte, selbst Ordensritter zu ernennen, so dass sich seit dieser Zeit ein vatikanischer bzw. ein portugiesischer Zweig entwickelte ( hierauf soll später noch eingegangen werden). Ab 1522 wurden im Orden zwei unterschiedliche Organisationen gebildet, eine zivile und eine militärische mit unterschiedlichen Aufgaben. Im Laufe der Zeit wurde nach und nach der christliche Grundgedanke zurückgedrängt und Ritter des Christusorden zu sein, war mehr eine Frage des Ansehens und der Ehre.

Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts war der Christusorden noch maßgeblich an den Entdeckungen Portugals beteiligt. Doch nach der Entdeckung Brasiliens durch den Christusritter Álvares Cabral begann der langsame Niedergang des Orden. Gründe für diesen Niedergang waren einmal der Verlust des Kreuzzuggedankens, weil ganz Westeuropa christianisiert war, und durch die Entdeckung der Neuen Welt, die zu Wohlstand und Reichtum führte, ließ die Disziplin und die religiöse Genügsamkeit nach. Auch die Weiterentwicklung der Waffentechnik ließ die Kampftaktik des Orden veralten, so dass der Christusorden sich allmählich zu einem Verdienstorden des portugiesischen Staates wandelte. Unter dem Einfluss der Königin Donna Maria I. verlor der Christusorden im Jahr 1789 in Portugal seinen religiösen Charakter. Der Papst verlieh nunmehr den Christusorden, den "Ordine Supremo del Christo", auch als höchste Verdienstauszeichnung des Hl. Stuhles bis heute. So wurde der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck von Papst Leo XIII (1878-1903) mit dem vatikanischen Christusorden ausgezeichnet. Bismarck hatte den Papst in einer Kolonialfrage mit Spanien um die Karolineninseln ( 1525 von den Portugiesern entdeckt) um Vermittlung gebeten.

Noch einmal zurückkommend auf König Dom Dinis, der den Templerorden Portugals in den Christusorden umwandelte und der 1319 den gesamten Besitz der Templer auf den Christusorden übertrug, glauben portugiesische Historiker, dass dieser König nicht nur an der wirtschaftlichen Zukunft der Templer interessiert war, vielmehr wollte er auch von den Kenntnissen der Tempelherren profitieren. Denn diese Ritter hatten große Erfahrungen in der Seefahrt gewonnen, als sie über Jahrhunderte hinweg Christen in das Heilige Land begleiteten. Der König Dionysius/Denis soll neben der Eroberung Portugals den Wunsch gehegt haben, sein Reich mit geeigneten Partnern nach Übersee auszudehnen.

Prinz Heinrich, der fünfte Sohn von König Joo I. und Donna Filipa von Lencastre, wurde 1420 Führer des Christusorden. Er konnte somit mit reichlichen Mitteln für die Erkundungs- und Eroberungsfahrten nach Übersee rechnen. Er ließ im Auftrag der Krone 70 große Schiffe und zahlreiche Landungsboote bauen und eroberte Ceuta. Hier wurde er von seinem Vater gemeinsam mit zwei älteren Brüdern nach Eroberung der marokkanischen Stadt (1415) zum Ritter geschlagen. Die Schiffe Heinrichs segelten bis zu den kanarische Inseln.

Heinrich bewunderte den Geist der Kreuzzüge. Er bemühte sich daher um die Unterstützung des Papstes, neue Länder in Afrika zu erobern, um dort nicht allein den christlichen Glauben zu verbreiten sondern auch Gewinne für Portugal zu erzielen.
Die Segel der Schiffe zierten das rote Templerkreuz.
Die Azoren und Madeira wurden kolonisiert und an der afrikanischen Küste suchte man nach neuen Ländern und Schätzen. Bei allen diesen portugiesischen Unternehmungen war der Christusorden führend finanziell, aber auch aktiv beteiligt. In der Bulle Sane Charissimus übertrug der Papst Martin V. dem Christusorden die zivile und religiöse Verwaltung der eroberten Gebiete.

Der Christusritter Vasco da Gama entdeckte den Seeweg nach Indien und wurde vom König Portugals als Anerkennung zum Großadmiral Indiens ernannt.

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Álvares Cabral auch Christusritter verließ am 09.03.1500 Lissabon mit einer Ostindienflotte und erreichte am 24.04.1500 die Küste Brasiliens. Die Fahne mit dem Christuskreuz wurde auf dem neu entdeckten Territorium gehisst und die Messe gelesen. Der Name, den die Entdecker dem neuen Land gaben - Vera Cruz - wurde bald durch den Namen seines wichtigsten Produktes dem Brasilholz ersetzt.

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